Ich vermute, es geht eigentlich nicht um Anti-AO-Razzien. Aus dem, was mir von Ausführenden, Betroffenen und Zeugen von in Hotels und Privatwohnungen durchgeführten Razzien berichtet wurde, denke ich, dass es vielmehr um Feststellung nicht angemeldeten Gewerbes geht.
Zum Thema "Gefahr im Verzug": Sowas ist denkbar, wenn es um Gefahren geht, denen Anbieterinnen (Zwangsprostitution) oder Kunden (Betrug) ausgesetzt sein könnten oder Sonstiges, was klischeehaft als einhergehend mit dem Gewerbe so bekannt ist. Wenn es aber darum geht, Verstöße gegen Gewerbevorschriften und Steuerhinterzug wegen nicht angemeldeter Prostitution (oder fehlender Aufenthaltsgenehmigung der Damen) zu ahnden, liegt das Interesse, Beweise dafür "auf frischer Tat" zu sichern, bei Ordnungsämtern bzw. Zoll. Ausführende solcher Razzien sind dann Polizisten, eben auch meist vom Zoll. Kann sein, dass in diesem Zuge auch eine "Kondomkontrolle" stattfindet, denn das wäre das Einzige, wofür man die Kunden belangen könnte. Sonst werden von diesen nämlich nur die Personalien in ihrer Eigenschaft als mögliche Zeugen aufgenommen.
Der für eine Durchsuchung erforderliche richterliche Beschluss kann also auch für Verstösse und Ordnungwidrigkeiten ausgestellt werden, die nicht einer kapitalen Straftat oder "Gefahr im Verzug" entsprechen, wenn hierfür Anhaltspunkte vorliegen. Etwa Anzeigen von genervten Hotel- oder Wohnungsbesitzern, Feinden oder Konkurrenten der DL und ihrer Manager.
Ich denke manchmal, dieses Anti-AO-Zeugs hat auch etwas von Angstmacherei bei den Freiern, die bei einer Zeugenbefragung lieber alles bejahen, als dafür belangt zu werden, gegen die Kondompflicht verstossen zu haben (und dann womöglich auch noch ihr Umfeld von ihren Hurengängen erfahren würde). Denn nur mit der Inanspruchnahme einer Sexdienstleistung, von der sie nicht wissen, dass diese nicht angemeldet ist, haben sie ja noch gegen nichts verstossen (und Ehefrau oder Umfeld würden auch nichts von den Hurengängen erfahren, wenn sie diese bei einer Zeugenaussage zugeben würden). Irgendwie vorstellbar also, dass auf diese Weise Kunden als Zeugen "geködert" werden.
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